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Frequently Asked Questions

Die Schweiz hat sich verpflichtet, das international vereinbarte Ziel zu erreichen, die globale Klimaerwärmung deutlich unter 2° C, vorzugsweise auf 1,5° C, gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, wie es im Pariser Abkommen festgelegt ist. Dieses Ziel zu erreichen und damit einhergehend die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen, ist für die Schweiz von grosser Bedeutung. Die globale Erwärmung wird durch die Emission von Treibhausgasen verursacht, wobei Kohlendioxid (CO2) den grössten Anteil ausmacht. Um das globale Temperaturziel zu erreichen, müssen die Emissionen bis zum Jahr 2050 auf Null gesenkt werden. Netto-Null bedeutet, dass die Treibhausgasemissionen so weit wie möglich auf Null reduziert und die schwer vermeidbaren CO2-Emissionen kompensiert werden (s. Frage 5).

Atmosphärisches CO2 ist das CO2, das in die Atmosphäre freigesetzt wurde und somit den Anstieg der globalen Temperatur verursacht. Atmosphärisches CO2 kann unterschiedlichen Ursprungs sein. Im Zusammenhang mit Netto-Null wird zwischen fossilem und biogenem CO2 unterschieden.

Fossiles CO2 wird bei der Verbrennung fossiler Rohstoffe wie Kohle, Öl oder Gas freigesetzt. Das fossile CO2 war seit Millionen von Jahren im Untergrund gespeichert. Durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wird eine grosse Menge an gespeichertem CO2 wieder in die Atmosphäre freigesetzt. Zusätzlich stossen chemische und andere industrielle Anlagen oder auch Zementherstellung fossiles CO2 aus.

Biogenes CO2 ist CO2, das durch die Verbrennung oder Zersetzung von organischem Material (Biomasse) in Form von Kompost, verbranntem Holz oder Klärschlamm freigesetzt wird. Die Biomasse hatte zuvor das CO2 aus der Atmosphäre durch Photosynthese aufgenommen.

CCS steht für «Carbon dioxide Capture and Storage» und bedeutet Abscheidung und Speicherung von CO2. CCS beinhaltet die Abscheidung von CO2 aus Punktquellen wie Müllverbrennungs-, Chemie- oder Zementanlagen und die dauerhafte Speicherung in unterirdischen geologischen Formationen oder in Baumaterialien (z. B. Beton). Das abgeschiedene CO2 kann dabei fossilen oder biogenen Ursprungs sein (s. Frage 2).

In DemoUpCARMA konzentrieren wir uns auf zwei spezifische CCS-Ansätze, die wir als CCUS (Carbon dioxide Capture, Utilisation and Storage; CO2-Abscheidung, -Gebrauch und -Speicherung) und CCTS (Carbon dioxide Capture, Transport and Storage; CO2-Abscheidung, -Transport und -Speicherung) bezeichnen und unterscheiden. Die Buchstaben «U» und «T» der beiden Akronyme stehen für die Komponenten «Nutzung» (eng.: utilization) und «Transport», welche in diesen beiden Ansätzen hinzukommen.

CCUS umfasst drei Schritte: (i) CO2-Abscheidung aus  Punktquellen, (ii) Nutzung von CO2 als Rohstoff zur Herstellung einer Reihe von Produkten wie Beton, Methanol, Ethanol, Karbonaten, Kunststoffen usw. DemoUpCARMA untersucht einen CCUS-Weg, der die dauerhafte CO2-Speicherung in Baumaterialienoptimiert. DemoUpCARMA untersucht und zeigt die Speicherung von CO2 in Recyclingbeton im Rahmen eins CCUS-Pilotprojekt auf. . Dazu wird das in einer Biogasanlage abgeschiedene biogene CO2 genutzt und in Beton gespeichert, der dann als Baumaterial verwendet wird.

Auch CCTS umfasst drei Schritte: (i) CO2 -Abtrennung aus Punktquellen, (ii) Transport des CO2 per LKW, Zug, Schiff/Lastschiff oder Pipeline und (iii) dauerhafte CO2 -Speicherung in einem geologischen Reservoir. In DemoUpCARMA wird ein CCTS-Pilotprojekt untersucht und demonstriert, bei dem in einer Biogasanlage abgeschiedenes biogenes CO2 von der Schweiz nach Island transportiert wird. Dort wird es in Meerwasser gelöst und unterirdisch in einer Basaltformation gespeichert.

Wenn CCUS- oder CCTS-Ansätze auf fossilem CO2 basieren (z. B. CO2, das in einer Chemieanlage abgeschieden wurde), führen sie zur Vermeidung von CO2 -Emissionen. Basieren CCUS- oder CCTS-Ansätze hingegen auf biogenem CO2 (z. B. CO2, das aus einer Biogasanlage abgeschieden wird), entstehen negative Emissionen (CO2 -Entfernung). Im letzteren Fall würde die CCUS- oder CCTS-Anwendung als negative Emissionstechnologie (NET; Details siehe Q4) kategorisiert werden. Dies gilt auch für die beiden oben erwähnten DemoUpCARMA-Pilotprojekte.

NET (negative emission technology) stehen für negative Emissionstechnologien. NETs umfassen alle vom Menschen geschaffenen Lösungen, die der Atmosphäre dauerhaft CO2 entziehen, einschliesslich Umweltmassnahmen wie Bodenkohlenstoffmanagement und Wiederaufforstung. Dieser Prozess wird auch als CO2-Entfernung (CDR, carbon dioxide removal) bezeichnet. Die am häufigsten diskutierten, weitest entwickelten und umgesetzten Lösungen sind Biokohle, Kohlenstoffbindung im Boden, Aufforstung und Wiederaufforstung, Bioenergie mit Kohlenstoffabscheidung und permanenter CO2 -Speicherung (BECCS; Bioenergy with Carbon Capture and Storage ) sowie direkte Abscheidung und permanente Speicherung von COin der Luft (DACCS; Direct Air Capture and Storage). Wenn biogenes COüber NET dauerhaft aus der Atmosphäre entfernt wird, werden negative Emissionen erzeugt.

Mehr Informationen dazu gibt es hier: Swiss Carbon Removal Platform; oder hier: BAFU/CO2-Entnahme und -Speicherung.

Gemäss der langfristigen Klimastrategie der Schweiz belaufen sich die verbleibenden, schwer zu kompensierenden Treibhausgasemissionen aus Industrie, Abfallwirtschaft und Landwirtschaft auf rund 12 Millionen Tonnen CO2 -Äquivalente. Diese können entweder durch CCS oder NETs kompensiert werden. Etwa 5 Millionen Tonnen dieser CO2-Emissionen aus grossen industriellen Punktquellen sollen durch CCS-Massnahmen reduziert werden. Die verbleibenden 7 Millionen Tonnen pro Jahr sollen durch NETs wie Bioenergie mit CO2-Abscheidung und dauerhafter Speicherung (BECCS) sowie direkter Luftabscheidung und dauerhafter CO2-Speicherung (DACCS) ausgeglichen werden.

Bei beiden Pilotprojekten (s. Frage 3) wird biogenes CO2 in der Abwasserreinigungsanlage ARA Bern aufgefangen, wo Biogas erzeugt und zu Biomethan veredelt wird. Das CO2 wird dabei abgetrennt und in die Atmosphäre entlassen. Durch die Abscheidung und Speicherung dieses CO2 wie für DemoUpCARMA werden negative Emissionen erzeugt.

CO2 wird im Beton mineralisiert. Dabei geht das CO2 eine Verbindung mit dem Betongranulat ein und wird dann in fester Form gespeichert. Dies gilt als sichere Speichertechnik.

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Die durchschnittliche Lebensdauer moderner Schweizer Gebäude beträgt je nach Nutzung zwischen 70 und 100 Jahre. Im Allgemeinen kann der mit CO2 angereicherte Beton recycelt und wiederverwendet werden. In jedem Fall verbleibt das CO2, sobald es im Beton mineralisiert ist auf unbestimmte Zeit gespeichert, auch wenn das Gebäude abgerissen wird.

Das Biogas der Abwasserreinigungsanlage ARA Bern besteht aus einem Gasgemisch aus Methan (60%) und CO2 (40 Vol%), das abgetrennt werden muss, um hochreines Methan, sogenanntes Biomethan, zu erhalten. Nach der Abtrennung wird das CO2 in einen flüssigen Zustand gebracht. Das flüssige CO2 wird dann in spezielle ISO-Tankcontainer (oder ISOtainer, s. Frage 10) gefüllt und bei einer Temperatur von -35°C und maximal 22 bar zur Lagerstätte transportiert.

Nach der CO2-Abscheidung in der ARA Bern wird das CO2 verflüssigt und in transportierbare, vakuumisolierte ISO-Container gefüllt, die das CO2 bis zum Übergabepunkt (d. h. der Lagerstätte) in flüssigem Zustand halten können. Die ISOtainer werden per Lastwagen von der ARA Bern zum Bahnhof in Weil am Rhein (ca. 100 km) transportiert. Von dort aus werden die ISOtainer zunächst per Bahn nach Rotterdam (ca. 800 km) und dann per Schiff nach Reykjavik (ca. 2200 km) transportiert. Nach der Ankunft in Reykjavik werden die ISOtainer per LKW zur geologischen Lagerstätte gebracht.

Ein ISO-Tankcontainer oder ISOtainer ist für den sicheren weltweiten Transport von nicht gefährlichen und gefährlichen Flüssigkeiten per LKW, Schiff oder Bahn konzipiert. Die Abkürzung ISO steht für "International Organization for Standardization".

Beim DemoUpCARMA-Pilotprojekt wird das abgeschiedene CO2 in Meerwasser gelöst und in Basalte (eine reaktive Gesteinsformation) zur dauerhaften mineralischen Speicherung injiziert. DemoUpStorage überwacht sowohl die Reaktion des isländischen Untergrunds auf die Injektion von im Meerwasser gelöstem CO2 als auch den Mineralisierungsprozess.

Diese Speichermethode wurde bereits mit Süsswasser umgesetzt: Nach der Injektion reagiert das kohlensäurehaltige Wasser mit der Gesteinsformation im Untergrund und setzt Kalzium, Magnesium und Eisen in den Wasserstrom frei. Mit der Zeit verbinden sich diese Elemente mit dem gelösten CO2 und bilden stabile Karbonate.

Damit unterscheidet sich das Verfahren von anderen Methoden der CO2-Speicherung, bei denen CO2 in unterirdische Lagerstätten wie Sedimentbecken injiziert wird, wo das CO2 in poröses Gestein eingelassen und von einer undurchlässigen Deckschicht eingeschlossen wird.

Das Potenzial für die Speicherung von CO2 in geologischen Formationen wurde im Rahmen des Projekts SCCER-SoE (Swiss Competence Center for Energy Research - Supply of Electricity) sowie des internationalen Forschungsprojekts ELEGANCY untersucht. Die Untersuchungen im Rahmen dieser Projekte haben gezeigt, dass das geologischen Speicherpotenzials in der Schweiz begrenzt und in naher Zukunft erschliessbar ist. Daher ist es wichtig nach alternativen Speichermöglichkeiten im Ausland zu suchen.

Island verfügt sowohl über günstige geologische Eigenschaften (Basaltformationen) als auch über das Wissen und die Erfahrung, CO2 unterirdisch zu speichern. In DemoUpCARMA wird Carbfix die CO2-Injektion vornehmen und die dazu notwendigen Installationen und betreiben. Das isländische Unternehmen leistet seit 2012 Pionierarbeit bei der CO2-Speicherung in Basalten und hat nachgewiesen, dass CO2 innerhalb weniger Jahre nach der Injektion mineralisiert werden kann, indem es zu Stein wird. DemoUpCARMA will zusammen mit seinen Partnerprojekten DemoUpStorage und CO2SeaStone die Machbarkeit der Injektion von in Meerwasser gelöstem CO2 zur dauerhaften Speicherung untersuchen. Mit der Verwendung von Meerwasser anstelle von Süsswasser liessen sich die negativen Umweltauswirkungen der Speichertechnologie, insbesondere der Wasserverbrauch, verringeren. Darüber hinaus soll damit der Einsatz der Technik auf hoher See ermöglicht werden, wodurch weltweit eine grössere Speicherkapazität erschlossen werden könnte.

DemoUpCARMA berechnet auch den ökologischen Fussabdruck dieser Option, siehe Frage 16.

Die Risiken im Zusammenhang mit der unterirdischen Speicherung von CO2 hängen von der gewählten geologischen Formation und dem Verfahren ab. Bislang wurde die CO2-Speicherung in kommerziellem Massstab in tiefen salinen Aquiferen oder stillgelegten Öl- und Gasreservoirs durchgeführt. Derzeit sind weltweit etwa 30 Projekte in Betrieb, bei denen CO2 in solchen Formationen gespeichert wird, und etwa 100 weitere Projekte sind in Planung. Diese erfolgreichen Projekte zeigen, dass eine sorgfältig konzipierte und betriebene unterirdische CO2-Speicherung sicher ist. Jedes Projekt erfordert jedoch eine detaillierte und projektspezifische Risikobewertung. Zwei der Risiken, die bei Projekten zur Speicherung in Aquiferen sorgfältig bewertet werden müssen, sind das Risiko eines Entweichens von CO2 durch Lecks  in der geologischen Formation oder bestehenden Bohrlöcher sowie das Risiko induzierter Seismizität (s. Frage 14) und/oder einer Oberflächenverformung.

In DemoUpCARMA und in den Partnerprojekten DemoUpStorage und CO2SeaStone wird eine Formation aus Basaltgestein in 300 bis 500 m Tiefe für die Speicherung genutzt. Diese von Carbfix entwickelte Technologie unterscheidet sich von den oben beschriebenen Ansätzen und bietet potenziell mehrere Vorteile im Hinblick auf die Sicherheit.

  • Das CO2 wird in Meerwasser gelöst und bei niedrigem Druck in hochdurchlässige und bereits mit Flüssigkeit gesättigte Formationen injiziert. Aufgrund der geringen Tiefe und der Tatsache, dass für die Injektion kein grosser Überdruck erforderlich ist, ist das Risiko von induzierter Seismizität gering.
  • Das Risiko des Entweichens durch Lecks ist ebenfalls geringer, weil das CO2 in Wasser gelöst ist und nicht als überkritisches Fluid (die derzeitige Praxis bei laufenden Projekten) injiziert wird.
  • Zudem zeigten Laborexperimente, dass die Mineralisierung von in Wasser gelöstem CO2, das in Basalte injiziert wird, viel schneller abläuft als bei der Injektion in tiefe saline Aquifere in Sedimentschichten. In Basalten wird das CO2 innerhalb weniger Jahre zu Karbonaten mineralisiert und damit dauerhaft verfestigt , ein Prozess, der bei anderen Speicheroptionen Hunderte bis Tausende von Jahren dauert.

Eines der Hauptziele von DemoUpStorage ist es, die Flüssigkeitsausbreitung und die Mineralisierungsprozesse mittels geophysikalischer und geochemischer Überwachungsverfahren direkt in der geologischen Formation zu beobachten (in-situ). Dies wird einen wichtigen und unabhängigen Beitrag zur Risiko- und Sicherheitsbewertung, zu Überwachungsstrategien und zum Skalierungspotential künftiger CO2-Speicherprojekte leisten.

Induzierte Seismizität wurde als Folge von Öl- und Gasförderungen, geothermischer Projekte, des Bergbaus oder in Zusammenhang mit Staudämmen beobachtet. Induzierte Seismizität stellt in Zusammenhang mit der CO2-Speicherung an sich schon ein Risiko dar. Potenziell kann ein Erdbeben aber auch Lecks erzeugen, aus denen CO2 austritt. Darüber hinaus kann das Auftreten von induzierten Beben die öffentliche Akzeptanz von CCS-Projekten, insbesondere von Projekten auf dem Festland, negativ beeinflussen.

Bislang gibt es wenige Berichte über kleinere induzierte Erdbeben in Zusammenhang mit der CO2-Speicherung in salinen Aquiferen oder stillgelegten Reservoiren und keinen betreffend der Speicherung in Basalten.

In Island ist das Risiko induzierter Erdbeben bei der Injektion von in Meerwasser gelöstem CO2 sehr klein, da die Injektionstiefe gering ist und die Überdrücke niedrig sind. Dennoch installiert der Schweizerische Erdbebendienst an der ETH Zürich in der Nähe der Injektionsstelle ein seismisches Netzwerk, mit dem Erdbeben ab einer Stärke von 0.5 beobachtet werden können.

Als Verantwortliche für die Injektionsstelle werden Carbfix und die DemoUpStorage-Partnerin Eawag eine chemische Überwachung und eine Überwachung des CO2-Flusses in speziellen Bohrlöchern durchführen, um die Effizienz der CO2-Mineralisierung nach der Injektion zu messen. Darüber hinaus wird der Schweizerische Erdbebendienst an der ETH Zürich im Rahmen von DemoUpStorage ein seismisches Überwachungsnetz installieren (s. Frage 14), um die seismische Aktivität zu überwachen. DemoUpStorage wird auch geophysikalische Messungen zwischen den Bohrlöchern durchführen, um die Migration und möglicherweise die Mineralisierung des injizierten CO2 zu verfolgen.

Um die Umweltauswirkungen sowie den tatsächlichen und endgültigen CO2-Fussabdruck der beiden Pilotprojekte zu bewerten, wird ein sogenanntes Life Cycle Assessment, also eine Lebenszyklusanalyse durchgeführt. Dabei wird der gesamte Weg von der Abscheidung über den Transport bis hin zur Nutzung oder Speicherung des CO2. Das beinhaltet beispielsweise die Energie, die für den Transport und die unterirdische Lagerung des CO2 benötigt wird.

 

 

Die FAQ stehen auf Französisch und Italienisch als Download zur Verfügung

Download (Französisch, PDF, 0.3 MB)

Download (Italienisch, PDF, 0.3 MB)

 

Die Englische und Deutsche Version der FAQ sind ebenfalls als Download verfügbar

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Download (German, PDF, 0.3 MB)

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